Ideen endlich verständlich werden lassen
Erfahrungen aus 2 Jahren Pitch-Partner
Ich liebe neue Ideen und die Menschen dahinter. Sie motivieren mich jeden Tag das Beste zu geben.
Wir alle sind grundlegend kreativ, schöpferisch und wollen in der wenigen Zeit, die wir kreisen auf individuelle Art wirksam werden. Ohne Innovation wird es still und wir können es uns nicht leisten Stille einkehren zu lassen.
Seit über 2 Jahren unterstützt Pitch-Partner Gründerinnen, Wissenschaftlerinnen, Organisationen und Studierende dabei, ihre Ideen klar, verständlich und überzeugend zu kommunizieren. Aus Erfahrung weiß ich: Viele Innovationen scheitern nicht an der Idee, sondern an der Art, wie sie präsentiert wird.
Entdeckung der Unklarheit
Erst spät habe ich verstanden, dass meine eigenen Ideen nicht in die Welt kamen, weil ich Detail-Typ bin und mich an Kleinigkeiten aufhänge, bis sie 100% passen - bis die Ideen zur Unkenntlichkeit ausdifferenziert sind und sie kein Mensch mehr verstehen kann. Meine digitalen Schubladen sind voll Plattform-Skizzen, Mindmaps, Businessplänen, Mockups und Prototypen zu allen möglichen Anwendungen. Aber ein Pitch-Deck kann ich dort nicht finden.
In meiner Zeit als Gründungsberater und -begleiter habe ich dann versucht die fantastischen Ideen, die um mich blühten vor dem sicheren Detail-Grab zu bewahren. Keine hat es verdient unter sich selbst verschüttet zu werden.
Der Fokus hat sich zum Glück in den letzten 10 Jahren geändert. Statt A4-Hochkant dreht sich das favorisierte Format auch in Deutschland endlich in 16:9-queer.
Queer heißt aber leider noch nicht klar. Das musste ich in meiner Zeit als Manger eines Förderprogramms fühlen – ja, fühlen – denn es schmerz mich richtig, wenn ich in Gesprächen von großartigen Ansätzen erzählt bekomme und diese dann in Jury-Pitches reihenweise überladen und unstrukturiert vor die Wand fahren sehe.
Gegen das Ideensterben
Mir wurde klar Strategien, Konzepte, Pläne, Recherchen, Berechnungen – Dinge, die ich liebe und mit denen ich mich viele Jahre beschäftigte habe – sind nur das Fundament erfolgreichen Entrepreneurships.
Der wirksamste Hebel ist ein anderer: Ob Jurys, Investor*innen, Förderer*innen, ob Kund*innen, Kooperationspartner*innen oder Weggefährt*innen – wir müssen Menschen inspirieren, damit unsere Visionen Wirklichkeit werden.
Wer das beherrscht, hat Erfolg, wer nicht bleibt im Flaschenhals stecken – und das sind viel zu viele. Um das zu ändern, habe ich mich vor 2 Jahren mit Pitch-Partner auf den Weg gemacht.
Meine Mission: möglichst viele gute Ideen verständlich werden zu lassen.
Ansatz und Anspruch
Als ich verstanden hatte, dass klare Kommunikation die größte Herausforderung für jede Innovation ist, wollte ich natürlich herausfinden, wie sie sich überwinden lässt.
Ich ging an die Recherche und fiel direkt ins rabbit hole. Jede*r kann veröffentlichen. Dementsprechend sind die Quellen scheinbar unendlich. Dass sich Menschen neben dem Business-Alltag in diesem Wust nicht orientieren können, ist absolut nachvollziehbar.
Was tun - was lassen
Mit tollen „Tipps“ wird man an jeder Ecke beworfen. Ich will Menschen aber nicht volltippen, sondern durch Erkenntnisse nachhaltig voranbringen.
Wie herangehen
Das ist schon spannender. Besonders auffällig: Pitch wird sehr oft synonym mit Präsentation verwendet – dagegen wehre ich mich. Warum, erfährst du noch von mir.
Warum so und nicht anders
Hier wird die Luft dünn, aber endlich wirkungsvoll. Deswegen wurde das mein Fokus – Wie und Was leite ich seither daraus ab.
Mein Anspruch seither: Ich bringe Menschen dazu zu verstehen, wie wir Informationen verarbeiten, wie wir inspirieren und wie wir Entscheidungen treffen – ein Pitch muss zu Entscheidungen führen. Wer das verstanden hat, kann über die nächste Pitch-Situation hinaus immer wieder erfolgreich überzeugen.
Mein dreistufiger Ansatz: Wir alle befinden uns an individuellen Stationen unseres Weges. Dennoch eint uns, dass wir in Richtung Ziellinie die gleichen Stufen durchlaufen. Um ihnen gerecht zu werden und bedarfsorientiert wirken zu können entwickelte ich 3 Angebote.
- Workshops: Basis schaffen
- Konzeption: Konstruieren
- Training: Perfektionieren
1 - Workshops
Über die letzten 2 Jahre haben sich meine Workshops weiterentwickelt. Im Kern sind sie gleichgeblieben. Wir starten in die Psychologie und leiten daraus das ideale Herangehen beim Pitch ab.
Weil oft nur wenige Stunden Zeit sind, führe ich sofort hin, wie ein Pitch wirken optimal kann. Immer wieder bin ich begeistert, wie groß die Fortschritte bei praktischen Übungen direkt sind. Es braucht oft einfach den Raum und den Rahmen zum begleiteten Üben. Dann entfalten sich fruchtbare Ergebnisse.
Überraschenderweise war ich überrascht, dass es im Netzwerk sehr schnell Bedarf angemeldet wurde. Vor allem für Gruppen, die ich gar nicht auf dem Radar hatte.
In Workshops traf ich auf:
Studierende
mit Projekten, die „verteidigt“ werden sollten, aber letztlich wohl eher inspiriert haben
Wissenschaftler*innen
mit großartigen Entwicklungen, die für Normalsterbliche außerhalb der Fachbereiche „etwas“ zu wissenschaftlich dargestellt wurden
Organisationen
die eine klare Botschaft entwickeln wollen, um mit ihren Zielgruppen einheitlich zu kommunizieren
Gründer*innen aller Altersklassen
die so begeistert und vertieft sind, dass ihnen die Außenperspektive etwas abhandenkommt
Was all diese Workshops verbindet: die Teilnehmenden sind unglaublich wertschätzend zueinander. Selbst in offensichtlichen Konkurrenzsituationen strömt das gegenseitige Feedback in jeder Gruppe. Dieser Spirit ist beachtlich und zeigt, dass wir in Kooperation Großes erreichen können.
Danke, u.a. an: Gründerzeit Zwickau | SAXEED | Westsächsische Hochschule Zwickau | futureSAX | HTW Dresden | FH Dresden | Teleskopeffekt | Business Baby | Leistungszentrum SMART Production Materials vom Fraunhofer | Common Purpose | FORD | German Accelerator | Young Founders Network
In den Workshops findet meine Leidenschaft mit meiner Erfahrung als Lehrer und als freiberuflicher Trainer zusammen. Ich liebe es.
2 - Konzeption
Wenn es an konkrete Ziele geht wenden sich mittlerweile Menschen mit allen Erfahrungsleveln an mich. Von Gründer*innen, die vor ihrem ersten Pitch stehen bis zu etablierten Unternehmer*innen, die realisieren, dass die Konzeption eines treffsicheren Pitchs nicht ihre Kernkompetenz ist.
Ich schätze dieses konzentrierte Reinbohren in die Ideen und Ziele als Abwechslung sehr. Hier schlägt mein altes Gründungsberaterherz höher. Meist offenbart ein Pitch-Deck mehr über den Stand einer Unternehmung als erwartet. Es legt Lücken schonungslos offen und bringt mich nicht selten dazu „Hausaugaben“ aufzugeben, bis die Lücken geschlossen sind.
Dabei befinde ich mich immer auf einer Wanderung auf dem Grat zwischen Begleiter und Dienstleister. Ich halte nichts davon als Ghost-Konzepter zu arbeiten. Nicht weil ich es nicht könnte, sondern weil es nichts bringt. Natürlich könnte ich Lücken vertuschen, aber ich lasse niemanden ins Messer einer kritischen Q&A-Session laufen. Auch die gehört zum Pitch und wird mitgedacht.
Meine 2 häufigsten Erlebnisse bei der Konzeption:
1. Menschen verstecken sich gern hinter ihren Slides
Natürlich sollen sie so aufgebaut sein, dass sie die Struktur aufnehmen (nicht vorgeben!) und ansprechen. Niemals dürfen sie aber der Start der Vorstellung sein und den Pitchenden den Rang ablaufen. Deswegen lege ich größten Wert darauf, das Deck im Hintergrund zu halten und die Persönlichkeiten inspirierend hervorzuheben. Das gilt selbstverständlich nicht für reine Versanddecks, aber das ist ein anders Thema.
2. Löschen als Dienstleistung
Es fällt Menschen unglaublich schwer sich von produzierten Ergebnissen zu trennen. Das verstehe ich und helfe gern. Ich verspüre keinen Schmerz Inhalte anderer zu löschen. Letztlich war es immer für alle befreiend Platz zu schaffen, den ein guter Pitch zum Atmen braucht. Es braucht manchmal nur eine externe Person und eine Delete-Taste um die Qualität von Slides enorm zu steigern.
3 - Training
Theoretische Grundlagen und ein sauberes Deck bringen noch niemanden über die Ziellinie. Pitchen geht nicht theoretisch. Es ist immer eine praktische Bühnensituation voller Emotionen und Unvorhersehbarkeit.
Wenn du einen vorhersehbaren Moment hast, der über dein weiteres Leben entscheidet, solltest du nicht einfach hineinstolpern. Genau das machen die meisten. Umso schöner ist es zu sehen, wie souverän die Leute agieren, die vorab ein Training bei mir genommen haben. Macht das! Ernsthaft! Bei mir oder bei irgendwem, aber macht das! Ihr vergeudet sonst eure Zeit, Ressourcen und Chancen.
In Trainings ist mein Hauptziel Unvorhersehbarkeit einzudämmen. Es kann alles passieren, klar. Aber es gibt Dinge, die sehr wahrscheinlich passieren und auf die ich vorbereiten kann.
Deswegen frage ich als erstes wie die konkrete Pitch-Situation aussehen wird:
- Wieviel Zeit wird sein?
- Wer ist das exakte Publikum?
- Was ist die Bühne (auch ein Videocall ist eine Bühne)? Wie ist die technische Ausstattung?
- Wird es ein Q&A geben, dass genutzt werden kann? Und so weiter.
Danach gehen wir, ohne Umwege in die Praxis. Denn nur tatsächliches performen ermöglicht es Erfragungen zu sammeln, sich selbst kennenzulernen und sich in die Situation hineinzufühlen.
Mir ist es wichtig die spätere Situation möglichst exakt zu simulieren.
Spüren und Wohlfühlen
Das Mikro in die eine, den Presenter in die andere Hand, Spotlight ins Gesicht und die Slides im Hintergrund: Wenn Menschen so auf einer Bühne stehen und sich erstmal selbst so spüren und später auch wohlfühlen, werden sie es auch in der konkreten Situation sicher sein.
Performance geht vor Slides
Wir testen, ob das Deck als Unterstützung funktioniert oder es die Performance dominiert. Dann muss es umgebaut werden, statt die Performance anzupassen. Das lässt sich nur in einer realistischen Testsituation und nicht am Monitor herausfinden.
Timing und Aushalten
Die meisten Menschen sind es nicht gewohnt bewusst Dynamik zu erzeugen. Ideales Timing, Pausen, die gefühlt werden und vor allem das Aushalten, z.B. von einem unüblichen Einstieg, muss geübt werden. Jeder sollte auch einmal Theater spielen. Nicht um eine Rolle einzunehmen, sondern um sich als Bühnenmensch zu entdecken.
In banales, aber sehr wirkungsvolles Mittel ist Videoaufzeichnung. Ich setzte dafür eine kleine alte Webcam ein. Sie soll nicht ablenken und Druck aufbauen, sondern nur bewusst pixelig einen Blick der Trainierenden auf sich selbst ermöglichen. Vermutlich ist nichts wirkungsvoller als diese Selbstbetrachtung.
Beflügelt voran
Neben all den Workshops mit hunderten Teilnehmern, durfte ich einige Startups bei der Pitch-Konzeptionen und mit individuellen Trainings hinter verschlossenen Türen unterstützen. Das mache ich diskret. Ich genieße dann die stille Freude zu sehen, wenn Teams ihre Ziele erreichen und ich weiß, dass ich meine Finger im Spiel hatte.
Zwei öffentliche Highlights waren für mich die neue Erfahrung eine Keynote zu halten und meine Pitch-Party im Januar. Auch damit bin ich einfach meinem Gefühl gefolgt, dass es großen Bedarf gibt, auf die eigenen Ideen mit anderen zu teilen.
Das schöne an einer Vision ist, dass man sie nie vollständig verwirklicht. Somit bleibt immer etwas voranzubringen. Mit Pitch-Partner bin ich auf einer Mission, die sich stimmig anfühlt.
Es gib mittlerweile regelmäßig Workshop-Anfragen aus ganz Deutschland, aber leider meist mit Budgets die eine Anreise nicht zulassen. Da geht mehr. Zunehmend scheint sich bei Startups in meinem Umfeld die Erkenntnis durchzusetzen, dass es sich lohnt, mal ein paar Stündchen in eine gute Pitch-Vorbereitung zu investieren, wenn es um nicht weniger als alles geht.
Als Nebenjob ist Pitch-Partner eine Herausforderung. Sehr gern würde ich noch viel mehr Zeit dafür freimachen. Ich kann mir aber nicht vorstellen meinen erfüllenden Hauptjob bei SINN – Die Zukunftsplattform für soziale Innovation aufzugeben. Dort laufen mir einfach zu viele großartigen Menschen mit ihren Ideen über den Weg.
Wenn du deine Idee durch den Flaschenhals bringen willst, melde dich. Sie verdient verstanden zu werden.